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60. Hessensternflug am 15.Juni 2024 in Breitscheid-Haiger (EDGB).

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Vom Mittelmeer an die Atlantikküste Frankreichs

Max und Sabine Unger auf Frankreich Tour mit einer gecharterten Piper PA-28. Sie flugbegeistert, er Privatpilot; gemeinsam erkunden sie mediterrane Landschaften, aquitanische Weinanbaugebiete und kulinarische geprägte Landstriche zwischen Mittelmeer und Atlantik.

 

Nachdem wir bereits im Vorjahr bei AeroZing in Aix-en-Provence ein Flugzeug gechartert hatten,  planten wir erneut einen Fliegerurlaub in Frankreichs Süden. Neben fliegerischen Tagestouren zum nahen Monaco, wollten wir auch für einige Tage zur aquitanischen Atlantikküste  und die dortigen weltberühmten Weinregionen sowie die Austernbänke Arcachons erkunden.

„Hi, Ihr Beiden, wie war die Anreise?“, empfängt uns Arnd Helmetag, der Chef von AeroZing fröhlich am Aerodrome von Les Milles, das gleich neben Aix-en-Provence liegt. Wir freuen uns. Nach einer mehrtägigen Fahrt von Frankfurt bis in die Provence entlang schier endloser, duftender  Lavendelfelder, die jeden Urlauber verzücken und in Bestlaune versetzen, sind wir an unserem Ziel angekommen. „Kommt, drinnen ist es kühler und ruhiger“, lacht Arnd, den der sommerliche Gesang der Zikaden in sengender Hitze nicht mehr so sehr erfreut wie Urlauber aus dem kühleren Norden.

Seit letztem Jahr hat Arnds Team großzügige und angenehm klimatisierte Büroräume am Flugplatz bezogen. Hier können wir uns mit anderen Privatpiloten austauschen, NOTAMs und Wetter checken und Flugtouren überlegen.

Unser erster Tagesausflug entlang der Mittelmeerküste bis kurz vor die italienische Grenze

Startet in der Frühe am kommenden Morgen. Glücklicherweise ist es gegen 9 Uhr mit 25 Grad noch angenehm frisch. Ausgestattet mit den obligatorischen gelben Schwimmwesten gehen wir zu unserer PA-28 (F-GFLZ), die vollgetankt auf dem Flugfeld bereitsteht. Nachdem Max das Flugzeug gecheckt, zunächst mit Milles Ground und kurz darauf mit Milles Tower Funkkontakt aufgenommen hat, rollen wir wie angewiesen zum Backtrack auf die Piste 33. Wir starten in den klaren Himmel, melden den Ausflugpunkt Alpha Whisky, wechseln zu Marseille Info und erreichen kurz darauf die türkisfarben glitzernde Mittelmeerküste.

Wir setzen östlichen Kurs. Von den Lotsen werden wir komfortabel auf  Englisch weitergereicht, stehen in Funkkontakt  mit Provence Info, während wir an den südseeähnlichen Iles de Poquerolles und Iles de Port-Cros vorbeifliegen. Unzählige Segelboote dümpeln 1500 Fuß unter uns. Hilfreich und angenehm ist der Service des Fluginformationsdienstes: Er macht uns auf  Helikopter aufmerksam, die entlang der  Cote dÁzur, rasant unseren Weg kreuzen. Nicht nur in der Luft, auch zu Wasser drückt sich nun der mondäne Abschnitt aus. Wir überfliegen den kilometerlangen Sandstrand von Pampellonne. Weiter unten liegen hunderte  Motoryachten vor Anker, wiegen sich sachte hin und her oder in flottem Tempo aufs Meer hinaus, einen weißen Schweif aus Gicht hinter sich herziehend.

Nach einer Stunde erreichen wir die bezaubernde Küste des Esterelgebirges - ein bewaldetes Bergland mit bizarren roten Porphyrfelsen, das Picasso einst zu Bildmotiven anregte.  Inzwischen funken wir mit Nizza Tower auf der Frequenz 121,275 MHz und fliegen entlang der großen Bucht von Nizza. Die typisch rötlichen Altstadtfassaden leuchten uns entgegen und muten bereits italienisch an.

Nizzas Verkehrsflughafen ist parallel zum Meer gebaut und die Landebahnen erscheinen riesig. Wir beobachten einen Airbus im Landeanflug und hören den Funkverkehr mit. Es ist interessant, die Kommunikation zwischen der Pilotin und dem Tower zu verfolgen. Kurz darauf umfliegen wir Cap Ferrat. Die Halbinsel schmücken luxuriöse Privatanwesen und das einstige Fischerdorf Saint-Jean-Cap-Ferrat bietet Anlegestellen für prächtige Yachten. Bald darauf  erblicken wir Eze-sur-mer, ein 427 Meter über dem Meer auf einem Felskegel gelegenes Bergdorf, das mit seiner Burgruine und der Kirche mit Campanile wie ein Adlerhorst anmutet.  Der Name Eze leitet sich angeblich von der ägyptischen Göttin Isis ab, deren Tempel hier einst gestanden haben soll.

Wir umfliegen das Cap dÁil in Richtung Monaco. Mühelos lässt sich der circa zwei Quadratkilometer große, kleinste Staat Europas von einer Grenze zur anderen überblicken. Auf Felsen liegt das alte Monaco mit Schloss und Regierungssitz des Fürsten. Gleich darauf erblicken wir in phantastischer Lage, hoch über dem Meer auf einer Felsklippe thronend, das imposante „Musee oceanographique“, ein riesiges Aquarium, das von dem Meeresbiologen Jacques-Yves Cousteau geleitet wurde und über mehrere Stockwerke die Flora und Fauna der wunderbaren Meereswelt anschaulich präsentiert. Als wir uns Monte Carlo nähern, dominieren unzählige Betontürme und Wolkenkratzer, die sich entlang des Küstengebirges und eng um den Yachthafen drängen.

Wir fliegen noch ein Stück weiter, zur Spitze des Cap-Martin. Hier beginnt das sogenannte Royaume, das „Königreich der Zitronen“ nahe der klimatisch begünstigten, italienischen Nachbarstadt Menton. In einer ausgiebigen Kurve drehen wir über dem Meer ein und gehen auf Heimatkurs. Inzwischen sind wir mehr als 90 Minuten unterwegs, und nun ist die Küste in ein anderes Licht getaucht. War sie zuvor noch schillernd und bunt, ist sie nun durch den hohen Sonnenstand in eine Art Zwielicht gerückt – einfarbig, metallisch glänzt das Meer. Auf unserem Rückflug verlassen wir bei La Ciotat  die Küste, und setzen Kurs auf Aix-Les-Milles.

“Nehmen Sie die 33“, weist uns der Lotse an. Wir landen und beenden den dreistündigen Flug. Im Meer nehmen wir wenig später ein erfrischendes Bad und lassen den ersten  Tag mit Baguette, Schinken und Wein ausklingen.

Am nächsten Morgen sind gegen acht Uhr am Platz und checken das Wetter. Unseren Start zum mehrtägigen Ausflug nach Arcachon müssen wir zunächst verschieben, zu tief hängen die Wolken auf unserer geplanten Strecke. Als sich die Wetterlage gegen 10 Uhr allmählich bessert, starten wir und folgen hinter Marseille der Cote Bleue bis Montpellier. Wir stehen in Funkkontakt mit einem Lotsen aus Montpellier, der uns anweist, nicht höher als 600 Fuß entlang der Küste Richtung Westen zu fliegen. Wir genießen wunderbare Ausblicke auf die Rhonemündung, umgeben von Salinen, Etangs und kilometerlangen Sandstränden.

Vor Montpellier verlassen wir die Küste, nehmen Kurs auf Bordeaux und steigen über einsamen Landstrichen auf FL 75. Doch leider schließt sich die Wolkendecke zunehmend und hängt so tief, dass wir den Versuch drunterher zu fliegen, schließlich aufgeben. Da hilft nur Plan B. Wir verlassen die geplante Route, stehen in Funkkontakt mit Toulouse-Info und fliegen einen großen westlichen Bogen. Der Umweg über das Montagne Noir in Richtung Carcassonne kostet uns eine Flugstunde, dafür lockert die Wolkendecke auf. Schließlich gehen wir wieder auf unseren alten Kurs und funken mit Bordeaux-Info. Eine freundliche Lotsin hat uns auf dem Radar und genehmigt uns den Vorbeiflug östlich der Metropole und entlang der Girondemündung durch den Medoc. „Just to be sure“, fragt sie, weil wir der Stadt schon sehr nah sind, „you don´t want to overfly Bordeaux?“ Wir bestätigen und überfliegen die Landzunge, an deren Spitze die beiden Flüsse Dordogne und Garonne zusammenfließen.

 Das Land und Weinanbaugebiet dazwischen wird „Entre deux mers“ – „zwischen zwei Meeren“ genannt und sieht genauso romantisch aus, wie sein Name klingt. Gemeinsam bilden die Flüsse die Gironde. Das sandige, ockerfarbene Wasser dieser breiten Flussmündung, in der sogar Störe schwimmen, scheint gemächlich zum nahen Atlantik zu fließen und ist umsäumt vom kräftigen Grün der angrenzenden Wiesen und fruchtbaren Weinstöcke.

Nach 4 Flugstunden überfliegen wir das Medoc, eines der bekanntesten Rotweinanbaugebiete der Welt, dann folgen breite Kiefern- und Pinienwälder. Schließlich erreichen wir die endlos langen Strände des tiefblauen Atlantiks. Dessen kräftige Brandung bildet bis zum Horizont einen weißleuchtenden Gichtstreifen zwischen Meer und Sandstrand.  Wir nehmen Kurs auf Arcachon und nähern uns der  Dune de Pilat. Mit 110 Metern Höhe und 2,7 Kilometern Länge ist sie Europas höchste Wanderdüne. Ihr Volumen: rund 60 Millionen Kubikmeter Sand. Kurz darauf  landen wir in Arcachon-La-Teste (Aerodrome de Villemarie), fahren mit unserem reservierten Mietwagen zum ruhigen Meerbecken von Arcachon und springen noch rasch ins erfrischende Nass.

In den nächsten Tagen erkunden wir die Region mit dem Auto.  Auf dem sonntäglichen Markt des nahegelegenen Bordeaux gibt es vielfältige heimische Köstlichkeiten. Die Bordelaiser stehen geduldig Schlange an Austernständen und genießen die Köstlichkeiten des Meeres aus einfachen Papptellern bei Weißwein und Baguette. Die schöne Metropole ist wunderbar an der Garonne gelegen und strahlt eine enorme Lebensqualität aus. Im Jahr 2007 wurde die Altstadt ins UNESCO-Welterbe aufgenommen. Von Bordeaux fahren wir 40 km nach Osten und schlendern durch die berühmte mittelalterliche Kleinstadt Saint-Emilion. Wir genießen wunderbare Ausblicke auf die schier endlosen Weinfelder von den schönen historischen Türmen der Stadt.  Auf dem Rückweg erstehen wir in einem romantischen, inmitten der Weinberge gelegenen Chateau, einige Flaschen des gleichnamigen berühmten Rotweines. Der Winzer Bernard Guinier ist lustig und gut gelaunt. Wir kosten diverse Rebensäfte und wählen schließlich 6 Flaschen, die Monsieur Guinier uns in einen schönen kleinen Holzkarton packt.

Am Tag darauf  umfahren wir die große Bucht von Arcachon. In jedem der kleinen Dörfer, die um die ansonsten naturbelassene Bucht aufgereiht sind, finden sich einfache, gemütliche Lokale heimischer Austernzüchter und  urige, winzige Häfen mit Ausblicken ins seichte Meerbecken. Teilweise reichen Salzwiesen bis ins wattähnliche Meer. Nachmittags erreichen wir die schmale Halbinsel Cap Ferret, durch die das Becken von Arcachon vom Atlantik beinahe getrennt und geschützt ist.  Zu Fuß durchqueren wir die Landspitze, folgen den Pfaden durch die Pinienwälder bis zu den einsamen Atlantikstränden und baden im wilden Meer.

Am nächsten Tag wird es Zeit zurückzufliegen. Zunächst drehen wir eine ausgiebige Lokalrunde. Aus der Vogelperspektive sind die Bucht von Arcachon mit ihren Austernbänken und ausgedehnten Wattflächen, die von Prielen durchzogen werden, sehr schön zu überblicken. Dort, wo die Bucht in den Atlantik mündet, liegt eine Sandbank, ein Naturschutzgebiet das zahlreiche Vogelarten beherbergt.  Aus unserer Linksrunde um die Bucht, überfliegen wir schließlich Cap Ferret, verlassen die Küste und nehmen Kurs auf das Inland. Ein direkter Rückflug über Albi, Montpellier nach Aix-les-Milles ist heute möglich. Kleine, watteweiße Wolken schmücken den Himmel. Es macht Spaß sie zu umfliegen und ihren Schattenwurf auf  kleinen Ortschaften, großen Kornfeldern und kargen Landzügen zu betrachten.

Am Abend vor unserer Rückreise nach Frankfurt entwerfen wir bereits Pläne für neue Flugziele in Frankreich. Unsere wunderbare Zeit hier ist ein guter Grund, im nächsten Jahr zurückzukehren.