ROMANTISCHE SÜDTOUR

( … Zell am See …)

Alpenpanorama zum Anfassen

Zell am See bietet reizvolle Landschaft und viele Freizeitaktivitäten für Wanderer, Skifahrer und Bergfreunde. Und allein der Flug dorthin ist ein Erlebnis für sich.

Namhafte Berge und Seen lassen sich rund um Zell am See erkunden. Doch schon weit vorher, beim Anflug auf den  Alpenkamm vom Bodensee kommend, berauschen Ausblicke auf türkisfarbene Flüsse nahe Füssen und das eng ans Gebirge geschmiegte Schloss Neuschwanstein. Das märchenhafte Schloss wurde ab 1869 auf Wunsch des damaligen bayerischen Königs Ludwigs II. in Gestalt einer idealisierten mittelalterlichen Ritterburg errichtet. Hier, am Fuße der Alpen, kann man seinen Anblick in noch geringer Höhe genießen. Kurz darauf ist Steigen angesagt: Denn zur Einstimmung - und um einen ersten Eindruck vom Hochgebirge zu erhalten - eignet sich ein Abstecher zur Zugspitze bestens. Bald ist die Höhe von 8000ft erreicht. Links kommt der Starnberger See in Sicht und rechts geht’s ab ins Tal Richtung Garmisch-Partenkirchen. Schon kurz nachdem man in das weite Tal abgebogen ist, hat man Deutschlands höchsten Berg voraus im Blick.

Je näher man dem Zugspitzmassiv kommt, umso imposanter sind die Eindrücke: Karstige Hochflächen, Gletscher und Schneefelder. Inzwischen auf 10.500 ft angekommen, lässt sich das Massiv, dessen Spitze 2.962 Meter hoch liegt, gut überblicken. Der Name der Zugspitze leitet sich aus den Lawinenüberresten mit Steinen und Geröll ab, die im Winter vom oberen Massiv ins Tal abgehen und dabei die charakteristischen „Zugbahnen“ hinterlassen.

Wieder zurück im Tal passiert man bald den Walchensee und  kurz darauf den Tegernsee, rechts in der Ferne die 2194 Meter hohe Guffertspitze im Blick. An den vielen grünen Berghängen gleiten Paraglider mit ihren bunten Schirmen entlang. Jetzt geht es ab in die Berge nach Österreich: Über Kufstein entlang des Kaisergebirges, bevor es links ins nächste Tal über Ellmau nach St.Johann/Tirol mitten in die Alpen geht - man erkennt diese Abzweigung recht gut an einem sanften grünbewachsenen Berg, der aussieht wie ein Elefant. Nachdem der Flugplatz  von St.Johann überflogen ist (im ständigen Funkkontakt wegen der vielen Fallschirmspringer), erreicht man Saalfelden und hat Zell am See und in der Ferne die Hohen Tauern bereits im Blick. Kurs auf Zell am See, Funkkontakt herstellen, den Überflugpunkt November melden. Schon fliegt man über den See, unter sich die vielen kleinen Segelboote, vorbei an dem unmittelbar an das Ufer geschmiegten Ort.

Die Platzrunde zur Piste 08 führt sehr nah am Hang entlang, der Endanflug über den Golfplatz. Wer mag, und später vielleicht lange Wartezeiten vermeiden will, kann nach der Landung gleich zur Tankstelle vorrollen.

Neben der Landebahn ist genügend Grasfläche vorhanden, um sein Flugzeug abzustellen und falls nötig, am Boden zu sichern. Alternativ kann auch ein Hangarplatz gemietet werden. Auf der sonnigen Terrasse des Flugplatzrestaurants kann man zunächst einfach mal die Seele baumeln lassen und bei einem kühlen Bier den alpinen Panoramablick mit Kitzsteinhorn genießen. Es macht Spaß, das bunte Treiben des Flugbetriebes zu beobachten. Hubschrauber, Gyrokopter, Segelflieger und diverse Einmots sind auf der Bahn unterwegs. Und an den Hängen erhascht man Blicke auf Paraglider und Drachenflieger. Hier ist alles in der Luft, was Flügel oder Schirm hat.

Wer mit wenig Gepäck unterwegs ist, kann am Flugplatz für 10 Euro pro Tag Fahrräder mieten und am See entlang in etwa 30 Minuten in die Stadt radeln. Mit mehr Gepäck bietet es sich an, für etwa 12 Euro ein Taxi vom Flugplatz in die Stadt zu nehmen, das die Flugleitung gerne telefonisch bestellt.

Unterkünfte in Pensionen und Hotels gibt es hier für jeden Geschmack. Eine Unterkunft in Laufnähe zum See, erweist sich im Sommer als sehr praktisch: Einfach die Badesachen einpacken, ein wenig durch den Ort schlendern, am See entlanglaufen und vom sehr gepflegten Strandbad aus ein erfrischendes Bad im kühlen See nehmen. Eintauchen und wieder Auftauchen - fantastisch! Wer möchte, kann auch Wasserski ausprobieren, ein Elektroboot ausleihen oder Panoramarundfahrten auf dem Zeller See machen.

Ein interessantes Ziel in den Bergen sind zweifelsfrei die beiden Kapruner Hochgebirgsstauseen Moserboden und Wasserfallboden. Ausflüge dorthin werden mit Transferbussen angeboten. Mit Europas größtem offenem Schrägaufzug gelangt man zu den Stauseen und ins Panaroma der Glocknergruppe. Bei Führungen ins Innere der Moosersperre kann man einen Blick hinter die Kulissen der Stromerzeugung aus Wasserkraft werfen. Wer sich mehr für die Natur der Bergwelt interessiert, findet Wanderwege für jedes Level und kann beispielsweise die Schmittenhöhe - den Hausberg des Ortes – selbst erklimmen, aber auch die Seilbahn nehmen. Ein Wandererlebnisbus bringt Wanderer zum Maiskogel, einem Ausgangspunkt für schöne Wanderungen zu Almhütten mit selbsterzeugten regionalen Spezialitäten wie Bergkäse und Holundersaft.

Wen es höher hinaus ins Hochalpine zieht, der kann Ranger-Führungen im Nationalpark Hohe Tauern erleben oder schnell und komfortabel mit der Gletscherbahn zum Kitzsteinhorn gelangen und hier Berge und Gletscherpanoramen genießen. Im Winter stehen dem passionierten Skifahrer reichlich Pistenkilometer in gleich mehreren berühmten Schigebieten, wie beispielsweise Kaprun in unmittelbarer Umgebung zur Verfügung.

Nach dem Start vom Flugplatz Zell am See zu einem Panoramaflug durch die Alpen bietet es sich an zunächst die Kapruner Stauseen fliegerisch zu erkunden und vom Rande des Nationalparks Hohe Tauern (ein Einflug in den Nationalpark ist nicht gestattet) aus Blicke auf die Glocknergruppe und in der Ferne den Großglockner selbst zu werfen.

Bei guter Wetterlage startet man bevorzugt über den Ausflugpunkt Whiskey und hat zunächst das Kitzsteinhorn (3203 Meter MSL) in Sicht. Beim allmählichen Steigen tun sich Stück für Stück fantastische Aussichten auf: Zunächst erblickt man den tiefergelegenen Stausee Wasserfallboden (1672 Meter) und die umliegenden Berge wie das Imbachhorn (2470 Meter) und die Hohe Tenn (3368 Meter). Weiter steigend, glitzert schon bald der türkisblaue und  höher gelegene der beiden Stauseen, der sogenannte Mooserboden (2036 Meter), unter den Flügeln. Je höher man fliegt, desto weiter öffnet sich der überwältigende Blick zum großen Wiesbachhorn (3564 Meter), in die ostalpine Glocknergruppe und auf den höchsten Berg Österreichs: den Großglockner (3798 Meter) mit der markanten Spitze aus Gesteinen der Grünschieferfazies. Ein Zusammenspiel mehrerer Mineralkomponenten mit grüner Färbung wie beispielsweise Chlorit, Epidot und grüner Granat sorgt für die Farbe. Die Erstbesteigung erfolgte im Jahr 1800 durch vier Teilnehmer einer Großexpedition. Bis heute ist der Großglockner ein beliebtes Bergsteigerziel mit mehr als 5000 Gipfelbesteigungen pro Jahr. Die Zeit scheint stillzustehen, beim Fliegen in dieser magischen Landschaft.

Beim Flug zurück nach Zell am See ist es schön, noch einen hohen Kreis über den See zu fliegen und sich dann einem weiteren alpinen Highlight zu nähern: dem Watzmann und dem Blick auf den Königssee. Die Salzburger Kalkalpen und das steinerne Meer, ein karstiges Hochplateau,  liegen schon bald vor uns. Wieder ist eine Höhe von 10000ft erreicht. Der blaue Königssee schimmert in der Ferne, während im Vordergrund die Watzmanngruppe aufragt (2713 Meter). Sehr schön zu erkennen ist die sagenumwobene „Familie“ Watzmann, die sich aus den nebeneinander aufgereihten Hauptgipfeln ergibt: die Watzmannfrau,  die Zinnen der Kinder und der Große Watzmann. Bis ins 19.Jahrhundert waren märchenhafte Zeichnungen der „Familie“ ein beliebtes Ansichtskartenbild.

Schließlich wird es Zeit für den geplanten Flug zum letzten Etappenziel Rothenburg ob der Tauber über St.Johann/Tirol und Ellmau. Man meldet „cross border“ an Wien Info und wechselt dann zu München Information. In der Umgebung des Segelfliegerstützpunktes Unterwössen gleiten viele der eleganten weißen „Vögel“ durch die Luft; ein gebührender Abstand zu den motorlosen Verwandten ist selbstredend einzuhalten.

Beim Überfliegen des großen Chiemsees mit seinen unzähligen, weißen Segelbooten und beim Weiterflug in die schier endlos scheinende flache Ebene Richtung Norden kann bereits in der Ferne München ausgemacht werden.

Text und Bilder: Max und Sabine Unger