Fliegercamp nach Wilhelmshaven (EDWI) an der Nordsee (14.06.2024 – 16.06.2024) - Reisebericht von Dominik Hoffmann

Das Ziel des diesjährigen „Fliegercamps“ lautete Nordsee und traf bereits im Vorfeld auf großes Interesse. Voll besetzt sollte es mit 11 Personen auf 4 Flugzeugen vom 14. bis 16. Juni nach Wilhelmshaven (EDWI) gehen, um von dort aus unvergessliche Flüge auf die Nordseeinseln zu unternehmen. Insbesondere weniger erfahrenen Piloten sollte das Fliegercamp den Rahmen bieten, sich einer neuen Herausforderung zu stellen und Erfahrungen mit einem weiter entfernten Ziel und stärkeren Winden zu sammeln. 

Über England befand sich wenige Tage vor dem geplanten Termin allerdings ein hartnäckiges Tief, das zu respektablen Wetterprognosen im Zielgebiet führte. Zahlreichen Fronten, Regenschauer und vor allem starke, böige Winde würden das Wetter bestimmen. Ursprünglich auf der Packliste stehende Badesachen wurden somit kurzerhand wieder gestrichen und durch Regenjacken ersetzt. Wir hofften, dass uns das Wetter keinen Strich durch die Rechnung machen würde. Am Donnerstagabend stand dann aber fest: Einem sicheren Flugvorhaben steht nichts im Wege. Klar war aber auch: Ganz einfach wird’s nicht – aber dafür machen wir es ja auch nicht! Da in jeder Crew entweder ein Fluglehrer oder erfahrene Piloten mit von der Partie waren, fühlte sich jeder wohl, das Flugvorhaben trotz des herausfordernden Wetters anzutreten.

Schließlich ging’s am Freitag planmäßig um 14:00 (Ortszeit) in EDFE los: Kurzes Briefing, dann Packen, Tanken, Abflug. Der Himmel war zu diesem Zeitpunkt überwiegend bewölkt (Wolkenuntergrenze OVC021) aber fliegbar. Die Routenplanung zwischen Taunus und Vogelsberg sowie Rothaargebirge und hessischem Bergland wurde noch einmal durchgegangen und wir tankten etwas mehr Kraftstoff als nötig, um auf Umwege vorbereitet zu sein. Im Zweifel würden wir landen und abwarten, die Wolkenbasis sollte sich später etwas anheben. So schlecht kam es glücklicherweise nicht. Die VFR-Crews konnten ihre Routen wie geplant fliegen, entweder direkt oder mit Zwischenlandung für einen Pilotenwechsel in Paderborn-Lippstadt (EDLP) und Porta-Westfalica (EDVY). Eine Crew flog direkt IFR und erreichte EDWI dank Rückenwind bereits in etwas über zwei Stunden. 



Trotz unterschiedlicher Streckenplanung trafen alle Crews innerhalb von rund 40 Minuten in Wilhelmshaven ein und freuten sich auf das gemeinsame Abendessen im Hotel. Neben der EM war unter anderem das Wetter am nächsten Tag Thema. Es versprach, windig zu werden und so ganz klar war noch nicht, was der Tag bereithalten würde. 

 

Samstag – Inselhopping?

Eile war am nächsten Morgen jedenfalls nicht geboten. Am Vorabend zeichnete sich bereits ab, dass das Tief über Großbritannien morgens eine Front mit eingelagerten Schauern und Gewittern über Norddeutschland schicken würde. Am Flugplatz angekommen, konnten wir uns zunächst nur von der Richtigkeit der Prognosen überzeugen und warteten geduldig auf das bessere Rückseitenwetter. 

 

Langeoog – EDWL

Nach etwa einer halben Stunde klarte die Wetterlage auf und wir konnten aufbrechen. Aufgrund des starken Windes aus Südwest (22015G25KT) bot sich zunächst Langeoog (EDWL) mit Piste 23 als Ziel an. Bei auflockernder Bewölkung und guter Sicht auf die Inseln startete der erste Inselflug entlang der Jade zu den Ostfriesischen Inseln. 

Der Flugplatz Langeoog hat den Vorteil direkt am Ort zu liegen. Vom Flugzeug bis zum ersten Fischrestaurant sind es kaum 5 Minuten Fußweg. Bei Krabbenbrötchen, und später Eis und Espresso im beschaulichen Langeoog fiel auch der Nachteil des Platzes nicht ins Gewicht. Der Flugplatz hält nämlich von 13:00-15:00 Mittagspause – wir waren zwangsläufig gegroundet, diesmal war aber nicht das Wetter schuld.

 

 

Juist - EDWJ

Die durchziehenden Schauer ließen den Wind bis auf über 30kt Böen auffrischen und wollten vermieden werden. Das Wetter war stets im Blick. Nach der Mittagspause auf Langeoog zeichnete sich ein größeres Fenster mit besserem Wetter ab und die Crews machten sich auf nach Juist (EDWJ). Bei sportlichen 42 Knoten Gegenwind konnten wir den relativ kurzen Flug über 16NM dann doch ganze 18 Minuten lang genießen! Landung auf Piste 25, Windcheck 23021G27 -  wie prognostiziert hatte der Wind etwas auf Süd gedreht. 

Wir genossen die frische Meeresbrise, das Gefühl von Freiheit, das einem der Blick aufs offene Meer gibt und einige sogar die Erfrischung in der Nordsee. 

Wie sollte man das noch toppen? Die Crew der D-EGTS hatte da noch eine andere Idee. Der Weg zum Strand erschien zwar verlockend, aber alles ging nun mal nicht. Mit Schwimmwesten und Rettungsinsel bewaffnet wurde kurzerhand Kurs Richtung Nordost genommen. Der Flugplatz Helgoland Düne löst unter anfliegenden Piloten regelmäßig Begeisterung aus und sollte das nächste Ziel werden. Das wollte sich die TS-Crew nicht entgehen lassen und startete, während die anderen am Strand pausierten, in Richtung Deutschlands einziger Hochseeinsel, rund 60 km vom Festland entfernt. Dort war der Wind stark (240/20) aber vergleichsweise konstant. Piste 21 in use! Besonderes Highlight auf der Insel waren (neben zollfreiem Whiskey) die Seehundbänke am Nordstrand, wo sich rund 50 Jung- und Alttiere tummelten.

Zum Abschluss ging es für alle anderen nach der wohlverdienten Strandpause auf Juist dann über Norderney, Baltrum, Langeoog, Spiekeroog und Wangerooge zurück nach Wilhelmshaven und wir genossen noch einmal die Aussicht auf das Wattenmeer und die ostfriesischen Inseln.

 

 

Sonntag – Abreise

Für Sonntag war die Abreise geplant. Die Wetterlage blieb von Fronten mit konvektiven Umlagerungen bestimmt, erschien uns angesichts des Wetters am Vortag aber als verhältnismäßig gut. Um unnötige Turbulenzen zu vermeiden, wurden lediglich einzelne Schauer weiträumig umflogen. Die jeweiligen Crews entschieden sich für ein bis zwei Zwischenstopps entlang der Route, darunter Hildesheim (EDVM), Hannover (EDDV), Paderborn-Lippstadt (EDLP), und Kassel-Calden (EDVK). Der Einflug in eine CTR und die Landung auf einem kontrollierten Platz neben „den Großen“, wie beispielsweise in Hannover, ist immer wieder etwas Besonderes. 

Bis 16:00 waren alle Crews sicher in Egelsbach gelandet. Pflichtbewusst wurden die Flugzeuge gewaschen, die Bücher geführt und die Crews verabschiedeten sich. Nachdem 3 Tage lang konzentriert geflogen, das Wetter gecheckt und navigiert worden war, kehrte schließlich Entspannung ein und wir konnten unsere Eindrücke endlich mit Freunden und Familie teilen.  

Rückblickend bleibt zu sagen, dass das Wetter zwar herausfordernd war, aber auf nichts verzichtet werden musste – im Gegenteil: Die Wetterkomponente machte das Fliegercamp zu einem Ausflug, an dem weniger erfahrene Pilotinnen und Piloten wachsen konnten. Genau diese Erfahrungen sind wichtig, um die nötige Selbstsicherheit im Umgang mit anspruchsvollerem Wetter zu erlangen. Denn alleine hätte der ein oder andere diesen Flug wohl lieber auf besseres Wetter verschoben. Somit war es zwar kein „Schönwettertrip“, aber dennoch ein voll und ganz gelungenes Fliegercamp.

 

Dominik Hoffmann